Es ist wichtig, dass Kleinkinder den eigenen Körper von Anfang an als etwas Liebens- und Schützenswertes erfahren. Wissenswertes rund um die Entwicklung und Erfahrungen eines Kindes finden Sie hier.
Für eine spezifische Beratung stehen wir Ihnen gerne persönlich zur Verfügung.
Die sexuelle Entwicklung von Kindern wird von Erfahrungen und Erlebnissen geprägt, die nicht im engeren Sinn sexuell sind. Sexualität ist nicht ein isolierter Teil, sondern eng mit der gesamten körperlichen und seelischen Entwicklung verknüpft. Sexualerziehung ist eine wichtige Aufgabe der Erziehungsverantwortlichen. Es gibt keine einmalige Aufklärung, sondern es ist vielmehr ein fortlaufender Prozess, der in der frühen Kindheit beginnt und in vielen alltäglichen Situationen und nonverbalen Reaktionen stattfindet. Eine Sprache für Sexualität zu finden kann eine echte Herausforderung sein, die nicht selten mit Unsicherheit, Angst oder Scham verbunden ist.
Jedes Kind entwickelt sich nach seinem eigenen Rhythmus und zeigt individuelle Eigenheiten. Es ist gut, wenn Eltern diese Unterschiede anerkennen und gelassen und zuversichtlich sind, wenn das eigene Kind etwas länger für einen Entwicklungsschritt braucht, oder aber schneller und früher ist als andere. Wenn sich Bezugspersonen von Kindern Sorgen machen oder wenn Irritationen auftauchen, können sie den Austausch mit Vertrauenspersonen oder Fachpersonen suchen, um gemeinsam die Situation einzuschätzen.
Kinder lernen viel über Körper, Liebe und Sexualität am Beispiel ihrer Bezugspersonen. Mütter und Väter sind Vorbilder – auch in sexuellen Themen. Das zeigt sich, wie sie mit Nacktheit und Scham umgehen, wie sie ihren Körper pflegen, wie sie sich berühren, geniessen, abgrenzen, wie sie Sinnlichkeit und Zärtlichkeit austauschen. Es tut allen gut, wenn Mütter und Väter ihren Kindern zeigen, dass Körperlichkeit und Sexualität etwas Schönes, Positives und Natürliches ist.
Kleinkinder haben ein angeborenes Bedürfnis nach Körperkontakt und Zärtlichkeit. Alles was einem Kind das Gefühl von Vertrauen, Geborgenheit und Verlässlichkeit gibt, fördert die gesamte Entwicklung des Kindes. Dies ermöglichen etwa entsprechende Erfahrungen beim Stillen, Baden, beim gestreichelt oder getragen werden. Oder das schöne Gefühl auch mal nackt und ohne Windel strampeln zu dürfen. Bereits im ersten Lebensjahr erkunden Babys ihren eigenen Körper und berühren dabei auch ihre Geschlechtsorgane.
Ein Kleinkind will seinen eigenen Körper entdecken und dabei herausfinden, wo es sich beim Streicheln besonders angenehm, kitzlig und schön anfühlt. Eltern können mit ihrer positiven Haltung signalisieren, dass sie die Neugier ihres Kindes auch hier unterstützen. Genitale Selbststimulation ist eine eindrückliche Erfahrung und hat eine andere Qualität als die von Erwachsenen, die bei der Selbstbefriedigung einen Orgasmus anstreben. Kinder berühren sich, vor dem Einschlafen, um sich zu beruhigen oder einfach weil es sich schön anfühlt. Viele Erwachsene fühlen sich befangen, weil ihnen als Kind mit Worten oder ablehnender Mimik oder Gestik eine negative Bewertung vermittelt wurde. Doch sich selbst liebevoll zu berühren und zu streicheln ist etwas Schönes und ganz Natürliches. Es tut nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele gut. Es gilt dann Grenzen zu setzen, wenn das in der Öffentlichkeit geschieht. Ein Kind soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass das Spielen an den Geschlechtsorganen nicht in die Öffentlichkeit gehört, weil das anderen Leuten unangenehm sein könnte. Dabei kann es lernen, im körperlichen und sexuellen Bereich die eigenen und die Grenzen anderer zu respektieren. Dem Kind kann etwa erklärt werden, dass Sexualität etwas Privates ist, das man nicht mit allen Leuten teilt.
Die Motivation der Kinder, ihre Körper gegenseitig zu untersuchen, entsteht aus kindlicher Neugier, sie wollen die Unterschiede sehen und erforschen. Das gehört zur normalen Entwicklung von Mädchen und Jungen. Erwachsene reagieren manchmal besorgt oder verunsichert, wenn sie das beobachten, vor allem dann wenn sie selber als Kind erlebt haben, dass alles unterhalb des Bauchnabels als verboten oder 'schmutzig' gilt.
Viele Eltern wünschen sich Orientierung, wie sie sich in solchen Situationen verhalten sollen.
Folgende Regeln vermitteln Sicherheit, auch wenn es darum geht mit den Eltern anderer Kinder zu vereinbaren, wie in den Familien damit umgegangen wird.
Körperorientierte Spiele sind wichtig, um andere Kinder zu erforschen und zu berühren. Sie machen dabei wichtige Erfahrungen: Was empfinde ich als angenehm? Wie merke ich, dass eine Berührung guttut, zu fest ist, kitzelt oder Intimitätsgrenzen überschreitet?
Sinnlichkeit, körperliche Erfahrungen und das Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit brauchen Entwicklungsmöglichkeiten.
Dazu gehört auch die Sprache und das Kennenlernen von Wörtern für den Körper. Genau so selbstverständlich wie Ohren, Nase oder Ellbogen benannt werden, sollen auch Begriffe für die Geschlechtsorgane gefunden werden. Es ist wichtig, dass Kinder eine Sprache für den ganzen Körper von Mädchen und Jungen haben. Ob dabei eher sachliche Bezeichnungen wie Penis, Vulva oder eher kindliche Namen wie Schnäbi, Spältli genannt werden, liegt in der Empfindung der Eltern. Ausschlaggebend ist es, wiewohl es ihnen selber mit diesen Bezeichnungen ist.
Kleine Kinder stellen viele Fragen, ungehemmt und bei jeder Gelegenheit, manchmal für die Erwachsenen in den unpassendsten Situationen. Schon ganz Kleine wollen oftmals ganz genau wissen, woher die Babys kommen oder etwa wozu die Tampons im Badezimmer verwendet werden. Kinderfragen, die nicht beantwortet werden, bieten Raum für beunruhigende Fantasien und Ängste. Kinder müssen (und wollen) nicht alles im Detail wissen, sie möchten aber auch nicht auf später vertröstet oder mit unklaren Umschreibungen abgespeist werden.
Meist sind die Kinder mit kurzen, einfachen und verständlichen Antworten zufrieden. Und werden mit der Offenheit und Gesprächsbereitschaft ihrer Bezugspersonen ermutigt, später weitere Fragen zu stellen.
Kleine Kinder sind neugierig, die meisten geniessen es, gemeinsam mit ihren Bezugspersonen Bilderbücher anzuschauen. Es wäre schade, diese Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Denn später in der Pubertät sind Kinder befangener und weniger offen, mit ihren Eltern über Körper und Sexualität zu sprechen. Es gibt auch Kinder, die keine Fragen stellen.
Dann gibt es die Möglichkeit, bewusst Gelegenheiten zu schaffen. Beispiele:
Bilderbücher bieten eine gute Gelegenheit, um sorgfältig an das Thema Sexualität heranzuführen. Wenn Kinder signalisieren, dass sie das Thema nicht interessiert, dann gilt es behutsam zu sein und auf die kindlichen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Dann ist es vielleicht einfach nicht der richtige Zeitpunkt und das soll respektiert werden - und bei einer anderen Gelegenheit wieder versucht werden.
Untersuchungen zeigen, dass es vor allem die Mütter sind, die mit ihren Kindern über den Körper sprechen. Buben und Mädchen schätzen es, wenn sie die Aufmerksamkeit von beiden Elternteilen bekommen. Im Idealfall tauschen sich Mütter und Väter über die Entwicklungsschritte und den Wissensbedarf ihrer Kinder aus und teilen sich die Aufgaben der Sexualerziehung. Väter können z. B. ihren kleinen Jungen besser erklären, wie sie ihren Körper und ihren Penis waschen und pflegen. Mütter wissen dafür besser über Menstruation Bescheid.
Kinder brauchen Schutz. Wenn die kindliche Neugier zur Befriedigung fremder Bedürfnisse ausgenutzt und dabei die körperliche Integrität verletzt wird, ist das eine Form von sexueller Gewalt. Die Verantwortung für den Schutz der Kinder liegt immer in der Pflicht ihrer Bezugspersonen. Eine Erziehung, welche auch Fragen zur Sexualität einbezieht, ist ein wichtiger Beitrag zur Vorbeugung sexueller Übergriffe. Kinder, welche über ihren Körper Bescheid wissen, eine Sprache für ihre Gefühle und ihren Körper haben, sind eher in der Lage, ungewollte Berührungen zurückzuweisen.
Die Kinderschutzgruppe ist eine interdisziplinäre Abklärungs- und Beratungsstelle im freiwilligen spezialisierten Kinderschutz in der Kinderklinik. Das Team der Kinderschutzgruppe setzt sich aus Mitarbeitenden aus den Bereichen Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizin, Psychologie und Sozialarbeit zusammen und berät Privat- wie auch Fachpersonen bei Verdacht auf eine Kindsmisshandlung.
Eine Auswahl an verschiedensten Büchern finden Sie hier: Medienliste Sexualpädagogik der Berner Gesundheit.
Dann kontaktieren Sie uns für eine persönliche Beratung bei uns oder bei Ihnen zuhause. Alternativ können Sie sich an die Sexualpädagogik Berner Gesundheit wenden.